Der schwangere Mann

„Die Schwangerschaft ist der Zeitraum, in dem eine befruchtete Eizelle im Körper einer werdenden Mutter zu einem Kind heranreift.“ So die Definition bei Wikipedia.

Ist das schon alles? Durchlebt nicht auch der werdende Vater eine Schwangerschaft? Gibt es vielleicht so etwas wie die Schwangerschaft des Mannes? Beim Recherchieren über werdende Väter kommt man vor allem zu Tagebüchern und Geburtsberichten. Väter beschreiben das Gefühl von unbeschreiblich schön bis zu totaler Überforderung.

Ich bin im 7. Monat schwanger und interessiere mich sehr für dieses Thema. Es ist unser erstes Kind und es war geplant. Man merkt schnell, dass es zu Anfang einen großen Unterschied macht, ob es sich um ein Wunschkind oder ein Überraschungs-Kind handelt.

Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto mehr gleichen sich die Ansichten der werdenden Väter an. Die Berichte von Männern über Geburten sind oft so wunderbar, dass es sich lohnt, sie zu lesen. Auch die Wahrnehmungen in der Schwangerschaft, die manch ein Mann in seinem Tagebuch beschreibt, sind sicherlich für viele Frauen ein „Augenöffner“.

Gibt es das?

Ja. Es gibt Männer, die sprichwörtlich mit-schwanger sind.

Tatsächlich können auch beim Mann Schwangerschaftssymptome wie Morgenübelkeit, Gewichtszunahme, Babyblues und Stimmungsschwankungen, Essensgelüste oder Kopfschmerzen auftreten.

Das Couvade-Syndrom

In der Wissenschaft wird das Couvade-Syndrom (franz. couver, ausbrüten, bemuttern) beschrieben. Besonders mitfühlende Männer können zu „Parallelschwangerschaften“ oder „Sympathieschmerz“ in dieser Form neigen.

Nachgewiesen ist, dass sich die Hormone der Männer während der Schwangerschaft der Partnerin verändern können. Zum Beispiel kann der Testosterongehalt des werdenden Vaters sinken und der Prolaktingehalt ansteigen. Einige Evolutionsbiologen mutmaßen, mit diesem Mechanismus solle väterliche Fürsorge in Gang gesetzt werden. Und Hormonveränderungen können – ebenso wie bei einer Schwangeren – Nebenwirkungen verursachen.

Oft ist diese Veränderung den Männern selbst gar nicht bewusst. Erst wenn vom Couvade-Syndrom die Rede ist, fällt Vätern auf, dass sie manche Symptome selbst durchlebt haben. Wissenschaftlich ist dieses Thema wenig erforscht.

Für die Zukunft

Darum sollten in Zukunft womöglich einige „Männeraspekte“ mehr Berücksichtigung finden:

  • In Geburtsvorbereitungskursen wird auch über Ängste, Sorgen und Probleme gesprochen. Wären vielleicht angepasste Männerkurse gewünscht?
  • Schwangerschafts-Konflikt-Beratungen werden hauptsächlich von Frauen und für Frauen angeboten. Wäre nicht eine bewusstere Wahrnehmung der Belange von Männern sinnvoll? Auch vom Mann selbst? Will ich Vater sein? Will ich, dass sie (nicht) abtreibt? Bin ich der Vater? Welche Rechte, welche Pflichten habe ich? Was kommt auf mich zu?
    Ist auch der Mann gleich zu Anfang informiert und aufgeklärt, können sowohl Mutter als auch Vater stärker in eine mögliche Elternrolle einsteigen.
  • Früher wartete der Mann vor der Kreißsaaltür, heute „muss“ er mit hinein. Was möchte der einzelne Mann? Was traut er sich zu? Mut zur freien Entscheidung!

Vielleicht konnte ich ihr Interesse für den schwangeren Mann wecken, und sie gehen mit dem ein oder anderen Gedankengang nach Hause.

Corinna Weitkemper

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